Wie angesprochen, fallen die ersten Federn in der Jungmauser aus. Von daher ist es wichtig beim Erwerb eines jungen Vogels drauf zu achten, dass dieser ein komplettes Gefieder aufweisen kann. Bitte direkt den Züchter drauf ansprechen, wenn fehlende Schwanz- und/ oder Schwungfedern mit diversesten Ausreden erklärt werden. Fehlen den Alttieren bereits die genannten Federn, ist unbedingt beim Käufer nachzufragen. Ist man sich der Ursache nicht sicher, sollte man vom Kauf des Vogels absehen.
Was genau sind die Ursachen für fehlende Schwanz- und/oder Schwungfedern – auch den sogenannten Renner?
Wie wir bereits wissen, handelt es sich hier nicht um einen genetischen Defekt, ansonsten würden nicht beide Geschlechter dran erkranken. Es gibt bei den Wellensittichen auch eine sogenannte Schockmauser, ein Schutzreflex bei Gefahr. Allerdings sollte man hier stutzig werden, wenn mehreren Jungvögeln die Federn fehlen, welche zum Fliegen notwendig sind. Ein Wellensittich verliert niemals soweit seine Federn in der Mauser, dass er im Fliegen beeinträchtigt wäre. Grundsätzlich beeinträchtigt den Sittichen auch die Mauser nicht soweit sie ein stabiles Immunsystem haben. Nicht alles, was wir den Wellensittichen vorsetzen, ist gut und unterstützend für seine Gesundheit. Ganz im Gegenteil Futter in unzureichendem Verhältnis (Eiweißgehalt) entziehen dem Vogelorganismus die benötigten Vitamine, da diese zur Umsetzung der Eiweißstoffe in resorbierbare Säuren verbraucht werden. Bestimmte Vitamingruppen werden wie erwähnt durch diesen Umsetzungsvorgang verbraucht und stehen demzufolge für weitere Entwicklungsvorgänge des Vogels nicht mehr zur Verfügung. Insbesondere der Vitaminbedarf ist in Abhängigkeit der Belastungen des Vogels (Mauser, Brut) wie auch den Wachstumsphasen unterschiedlich.
Für den Züchter selber kann eine Sterblichkeit der Jungtiere im Kasten bereits ein Hinweis auf eine Virenerkrankung sein, speziell hier bereits der Hinweis auf Polyoma. Auch eine veränderte Hautfarbe (dunkelrosa) der nackten Küken sind Anzeichen einer bestehenden Federerkrankung. Überleben infizierte Küken und wächst ihnen ein gesundes Gefieder so sind diese Überträger der Viren.
Die Ursache für den Federverlust sind Viren. Man unterscheidet hier zwischen Polyoma- und Circoviren, der sogenannten Französischen Mauser oder PBFD. Bei der Französischen Mauser wachsen oft innerhalb kurzer Zeit die ausgefallenen Schwanz- und/oder Schwungfedern wieder nach, so dass ein erkrankter Vogel augenscheinlich einen gesunden Eindruck erweckt. Bei beiden Viren zeigen Überträger keine Krankheitsanzeichen, sprich auch ein gesund erscheinender Vogel kann entweder Überträger der Viren sein oder diesen Virus in sich tragen ohne dass dies erkennbar ist. Bei PBFD sind mir Fälle bekannt wo beim Wellensittich nur noch der Kopf mit Federn bedeckt war.
Was kann ich als Züchter tun, wenn ich in meinem Bestand schwanzlose Wellensittiche gezogen habe?
Oft hört man Zuchtkollegen erzählen, neue Wellensittiche augenblicklich zur Zucht anzusetzen. Ich selber rate grundsätzlich davon ab aus folgenden Gründen. Handelt es sich um einen wirklich sehr guten Zuchtvogel, so ist manchmal die Herkunft, die Haltungsbedingung nicht bekannt. Des Weiteren kann ich nicht konkret nachvollziehen, wann dieser Vogel die letzte Brut hinter sich hatte. Um einen Vogel zur erfolgreichen Zucht anzusetzen, muss dieser ein völlig intaktes Immunsystem haben, was in einem Neubesatz im Schwarm nicht der Fall sein kann. Die Ernährung sollte unbedingt angepasst und damit entsprechend die Stabilität des Immunsystems zu gewährleisten. Als Züchter seltener Farbschläge, schließt sich innerhalb kurzer Zeit der Kreislauf der Erkrankungen.
Wenn ich schwanzlose Wellensittiche gezogen habe, empfehle ich unbedingt die Zucht abzubrechen für mindestens ein halbes Jahr. Alle Einrichtungsgegenstände sollten entsorgt werden, insbesondere die Nistkästen. Die Räumlichkeiten sowie die Nistboxen desinfizieren. Wie bei einem Neubesatz sollte die Ernährung unbedingt angepasst werden, das Verhältnis von Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen sowie Aminosäuren muss abgestimmt sein. Wie bereits weiter oben im Artikel angesprochen, kann beispielsweise ein zu eiweißhaltiges Futter Ursache unzureichender Vitaminzufuhr für den Stoffwechsel sein. Auch Wellensittichküken mit Spreizbeine sind nachweislich Folge dessen.
Die Haltungsbedingungen sollten optimiert werden. Frische Luftzufuhr (sehr wichtig!), angepasste Luftfeuchtigkeit, angepasster Besatz zu den vorhandenen Räumlichkeiten, saubere Trink- und Wassernäpfe sowie saubere Umgebung.
Es ist in der Theorie gut erklärt, in der Praxis schwer umgesetzt. Ein infizierter Bestand sollte komplett durchseucht, häufige Neubesetzungen vermieden werden - bei Bekanntwerden der Infektion grundsätzlich vermeiden. Es ist schwierig möglich, jeden einzelnen Vogel testen zu lassen, jeder Neubesatz birgt aufs Neue die Gefahr der Einschleppung. Auch ein negatives Ergebnis ist nicht aussagefähig, weil wie wir nun wissen der Vogel durchaus auch Überträger sein kann. Letzten Endes bleibt es jedem Züchter überlassen, ab und an stichprobenartig seinen Bestand zu überprüfen und entsprechend dem Ergebnis zu handeln.
Ich persönliche halte absolut überhaupt nichts davon Züchter bei denen man Wellensittiche erworben hat und bei deren Vögeln nachweislich Circo– oder Polyomaviren nachgewiesen wurden, öffentlich an den Pranger zu stellen. Es muss möglich sein, öffentlich über die Gefiedererkrankungen diskutieren zu können ohne dass der Ruf des Halters/ Züchters drunter zu leiden hat. Bei Bekanntwerden halte ich es für dringend notwendig, den Züchter zu informieren und wenn möglich aufzuklären. Gerne gebe ich hier auch Ratschläge, denn Gefiedererkrankungen lassen sich vermeiden.
Abschließend ist ein stabiles Immunsystem der Wellensittiche unbedingt notwendig, um Erkrankungen wie Keime, Viren, Bakterien abwehren zu können. In Abhängigkeit von der Ernährung und dem Zusammenspiel von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen kann man für seine Vögel gesundheitliche Vorsorge tragen.
Sollten sich Fragen ergeben, ich stehe jederzeit gerne Rede und Antwort.
Ganz toller Arikel